Ich bin verliebt. In diesen Morgen. In diesen Berg. In diesen Moment.
- Christian Flühr
- 15. März
- 3 Min. Lesezeit

Es ist der 08.03.2025, 05:25 Uhr. Hotel Henri, Kitzbühel. Der Wecker klingelt in Zimmer 306, ein schrilles Signal in der Stille der Nacht. Noch halb im Traum, spüre ich die Verlockung der warmen Bettdecke – aber dann kommt die Erinnerung: Heute ist nicht irgendein Tag. Heute ist Early Bird Skiing am Kitzbüheler Horn. Bei KitzSki.
Draußen ist die Welt noch in Dunkelheit gehüllt, während ich mich im ruhigen Frühstücksbereich des Hotels wiederfinde. Dania vom Hotel Henri begrüßt mich im breitesten "tirolerisch": "Grias di Christian, bist Du endlich auch mal wieder bei uns?" Ein heißer Milchkaffee dampft in meinen Händen, dazu eine frische Butterbreze. Die perfekte Stärkung für ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Noch nie hat sich frühes Aufstehen so gelohnt!

Dieses besondere Event findet heute zum dritten Mal statt. Und es erfüllt mich mit Stolz, einer der Gründungsväter zu sein. Als ich am 31. Januar 2025 meinen Weltrekord aufstellte, wurde gleichzeitig die Idee geboren: Skifahren in den Sonnenaufgang hinein. Doch eine Frage brennt mir auf der Seele: Wie viele Menschen werden wohl heute dabei sein? Die Wettervorhersage ist perfekt – blauer Himmel, kühle, aber angenehme Temperaturen. Ein Traum für jeden Skifahrer.
Die wenigen Schritte vom Hotel zur Talstation sind wie eine Reise in zwei Welten. Während ich voller Vorfreude meinem Tag entgegengehe, begegnen mir Nachtschwärmer, für die die Nacht gerade erst zu Ende geht.

Noch müde reibe ich mir die Augen, doch als ich um die Ecke zur Hornbahn biege, traue ich ihnen kaum: Verkehrschaos. Eine endlose Schlange von Autos. Menschen aus nah und fern, alle mit demselben Ziel – Early Bird Skiing. Ein Gänsehautmoment! Die Idee hat Wurzeln geschlagen, sie lebt!
06:13 Uhr. Die Gondel schwebt nach oben, während ich aus dem Fenster auf den Parkplatz blicke: Voll. Komplett voll. So etwas habe ich am Horn noch nie gesehen. Normalerweise ist es hier ruhiger als auf der anderen Talseite – aber heute? Heute ist es anders. Heute wird Geschichte geschrieben.
Oben angekommen, versammeln sich die Menschen unterhalb des Gipfels, alle mit Blick nach Osten. Die Spannung liegt in der Luft.

Dann, um kurz vor halb sieben, passiert es:
Die ersten Strahlen der Sonne tauchen die Gipfel in ein goldenes Licht. Der Himmel explodiert in Farben, die Kameraobjektive klicken im Takt der Magie. Worte reichen nicht aus, um dieses Naturschauspiel zu beschreiben. Es ist ein Moment, den man nicht nur sieht, sondern fühlt.
Und dann: Die Pisten. Fest, griffig, perfekt präpariert. Der Schnee knirscht unter den Kanten, während ich meine Schwünge in den frischen Morgen zaubere. Carven in den Sonnenaufgang hinein – ein Gefühl, als wäre ich eins mit dem Berg.

Ich fahre ins Raintal, das Panorama vor mir atemberaubend. Plötzlich eine Stimme: „Bist du nicht der Weltrekordler?“ Es ist Johannes, der Seelsorger des österreichischen Olympiateams. Ein sympathischer Pfarrer, mit dem ich ins Gespräch komme. Und dann passiert es wieder: Menschen erkennen mich, wollen Selfies. Ein unbeschreibliches Gefühl, dass meine Geschichte so viele Menschen erreicht hat.
Das Kitzbüheler Horn – einst für mich ein unbeschriebenes Blatt, heute ein Herzstück meines Skifahrerlebens. Die Pisten hier, vom Raintal bis zur Brunelle, gehören zu den schönsten Tirols. Und dann dieser Blick – hinüber zu den Giganten der Alpen: Großvenediger, Großglockner.

Am frühen Nachmittag geht es zurück ins Tal. Müde Beine, aber ein Herz voller Glück. Ein breites Strahlen auf meinem Gesicht. Early Bird Skifahren war nicht nur ein Erlebnis – es war Magie.
Und eines weiß ich sicher: Ich bin verliebt. In diesen Morgen. In diesen Berg. In diesen Moment.
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